19:00 Einführungsgespräch in der Klosterbibliothek.
Nach dem Konzert laden wir noch zu einer Diskussion auf dem Podium mit Publikum und Ausführenden ein.
Im 16. Jahrhundert ist Musik eine Wissenschaft, die neben Arithmetik, Geometrie und Astronomie zum Quadrivium der Artes liberales gehört. Musikalische Formen, Kontrapunkt-Kunststücke und die „Vertonung“ menschlicher Emotionen bedürfen wissenschaftlicher Arbeitsschritte.
Klarheit von Formen und Beachtung kompositorischer Grundregeln verlieren im Laufe der Jahre an Bedeutung, weil die Komponisten nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchen. Das betrifft bereits die Werke von Monteverdi, Schütz, Schein und Telemann. Deren nicht etwa theorietrockene Werke faszinieren heute wie ehedem, weil sie darin fesselnde Geschichten mitteilen. Komponisten sind von Erzählungen inspiriert und vertonen sie anhand der Findekunst (Ars inveniendi). Das trifft auch auf die „alten“ Komponisten dieses Programms zu. Deren Zeitgenossen suchen – was auch wir tun sollten – nach den verborgenen Wirklichkeiten und erkennen, was beschrieben wird.
Und heute? Das Festival Alte Musik Knechtsteden hat einer Studentin und Studenten der Klassen von Prof. José María Sánchez-Verdú (Musikhochschule Düsseldorf) und Prof. Miroslav Srnka (Musikhochschule Köln) Kompositionsaufträge erteilt, die in diesem Konzert uraufgeführt werden. Enthält auch zeitgenössische Musik verborgene Wirklichkeiten? Antworten dazu gibt die Musik selbst, wenn alte und neue Textvertonungen nacheinander erklingen, wenn also der Tukan von Claudio Huerta Honores gleich nach der Nachtigall von Telemann erklingt. Woher nimmt ein Komponist 250 Jahre nach Bach Ideen für ein Werk? Geht er ganz anders vor als frühere Komponisten? Lassen Alte und Neue Musik vergleichbare Interpretationsfreiheiten zu?
In dem Gesprächskonzert suchen Publikum und Musiker*innen nach Antworten.
Konzert mit Pause. Ende ca. 22:00 Uhr.